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Chronos und Kairos

Die alten Griechen hatten „Chronos“ und „Kairos“ als zwei sehr unterschiedliche Aspekte der Zeit. 

Chronos herrscht über die messbare Zeit – Sekunden, Tage, Jahre – alles, was gleichmäßig, aber auch gnadenlos dahinfließt. 
Der Takt wird vorgegeben; Kalender; Chronometer; Stoppuhr usw. Diese Einteilung der Zeit ist notwendig und wichtig, es geht um messbare und planbare Zeit, um Ordnung und Struktur. Aber Uhrzeit und Termine dürfen nicht das letzte Wort haben.

Kairos hingegen ist der günstige und richtige Zeitpunkt, der richtige Augenblick, das zu nutzende Zeitfenster, die gute Gelegenheit für eine Entscheidung genau zum richtigen Zeitpunkt. 
Kairos ist zuständig für Momente, wo sich die Zeit aufzulösen scheint und ein Moment die Ewigkeit berührt.

Das Wort Kairos wird 86 x im Neuen Testament verwendet.

Es beschreibt die Zeit als Gelegenheit. Kairós ist von kara (Kopf) abgeleitet und bezieht sich auf Dinge, die sich zuspitzen, um sie voll ausnutzen zu können. 
Kairos ist der von Gott gegebene Zeitpunkt, der richtige Augenblick, der günstige Moment; die Chance und Gelegenheit, Seinen Auftrag zu erfüllen, der entscheidende Augenblick. 
Es ist auch der Moment der Entscheidung zwischen Glaube und Unglaube.

Einige Beispiele:

Und zur bestimmten Zeit (kairo) sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, damit sie ihm von der Frucht des Weinbergs gaben 
Lukas 20,10

Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wisst ihr zu beurteilen. Wie aber kommt es, dass ihr diese Zeit (kairon) nicht zu beurteilen wisst? 
Lukas 12,56

Am ersten Tag der ungesäuerten Brote aber traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passah zu essen bereiten? Er aber sprach: Geht in die Stadt zu dem und dem und sprecht zu ihm: Der Lehrer sagt: Meine Zeit (kairos) ist nahe; bei dir halte ich das Passah mit meinen Jüngern. 
Matthäus 26,17-18

Das Aussehen des Himmels wisst ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten (kairon) könnt ihr nicht beurteilen. Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt nach einem Zeichen; und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als nur das Zeichen Jonas. Und er verließ sie und ging weg. 
Matthäus 16,3-4

Seht nun genau zu, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise! Kauft die rechte Zeit (kairon) aus! Denn die Tage sind böse. Darum seid nicht töricht, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist! 
Epheser 5,15-17

Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, kauft die rechte Zeit (kairon) aus! 
Kolosser 4,5

Das heißt, wir sollen jede passende Gelegenheit nutzen.

Jesus sagt: 
Es ist nicht eure Sache, Zeiten (chronous) oder Zeitpunkte (kairous) zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat. 
Apostelgeschichte 1,7

Paulus sagt: 
Was aber die Zeiten (chronon) und Zeitpunkte (kairon) betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben wird. Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. 
1.Thessalonicher 5,1-2

Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buches! Denn die Zeit (kairos) ist nahe. 
Offenbarung 22,10

Es gab schon im Alten Testament Menschen, die Gott in besonderer Weise begabt hat, Zeiten zu verstehen: 
Und von den Söhnen Issaschar solche, die die Zeiten zu beurteilen verstanden und wussten, was Israel tun musste 
1.Chronik 12,33

Kairos – der Augenblick, in dem Gott eingreift. 
Kairos – der Moment, in dem sich Dinge verändern.
Gottes Kairos ist einzigartig.

Er ist wie die Nacht, in der Ägypten geschlagen wurde und das Volk Gottes in die Freiheit ziehen konnte;
wie das Kommen eines kleinen Babys in einem Stall;
wie der Ausruf: „Es ist vollbracht!“;
wie das Feuer, dass zu Pfingsten in Jerusalem fiel.
Es ist der Moment, in dem der Herr Seine Stimme erschallen lässt, Seinen starken Arm ausstreckt und Sein Wille geschieht.

Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen.
Markus 1,15